Dienstag, 11. August 2020

Kopenhagen nach Rodvig

 10.08.2020

Wir werden in Kopenhagen nur einen Tag verweilen, der Wunsch nach weniger Trubel wird deutlich wahrnehmbar. Erfreulicherweise kann ich im Hafen bei einem Schiffsausrüster eine neue Batterie erwerben. Die alte Batterie erwies sich als nicht mehr so zuverlässig, brach die Spannung doch schon nach geringer Beanspruchung ein. Glücklicherweise konnte ich die Neuerwerbung mit einem Handwagen zur SWIM bringen, tragen war aufgrund des Gewichtes von 45 kg keine Option. Der Einbau verlief dann problemlos, einzig die Hitze machte mir zu schaffen.
Nach dem Auslaufen zeigte sich das von den vorherigen Tagen gewohnte Bild. Trubel vor Kopenhagen, der Windmesser zeigt echte 0,0 kn wahren Wind, manchmal auch weniger. Ungewöhnlich war die Welle die vorhanden war. Kein Wind und auch in den letzten Tagen kaum Wind. Statt Wind kamen erstmal Fliegen. Ich hoffte inständig das diese Seuche auf das Ijsselmeer beschränkt sei. Aber hier gibt es sie auch. Zum Glück nicht in der Zahl wie wir sie schon erlebt haben, lästig waren sie aber doch. Die hiesigen waren ebenfalls suizidal, wegfliegen war keine Option - eher sind durch wegwischen verstorben.
Nach zwei Stunden motoren kam plötzlich Wind mit 1 Bft aus südöstlicher Richtung. Mit optimistischen Gefühlen wurden beide Segel gesetzt und der Motor ausgeschaltet. So dümpelten wir mit zwei kn in Richtung Zielhafen. Nun flogen auch endlich die Fliegen weg, Plötzlich war sich der Wind nicht mehr einig aus welcher Richtung er kommen wollte. Allerdings stelle er sich dann ohne Verzögerung auf 4 -5 Bft aus Osten ein. Das kam dann doch etwas überraschend. Schnell baute sich eine noch größere Welle auf und der Wind ließ SWIM ordentlich krängen. Da wir überwiegend Kurse von "am Wind" bis "hart am Wind" hatten, musste dann auch gleich ein Reff ins Segel. Elke hat das Geschaukel sehr gut überstanden! 
Wir wurden begleitet von zwei weiteren Segelbooten. Eines hat uns so dermaßen hinter sich gelassen, das haben wir selbst im Hafen nicht mehr gesehen. Mit den anderen haben wir dann auch das Einlaufen in den Hafen zusammen gemacht. Die Hafeneinfahrt war mit den Wellen, die von steuerbord achtern kamen, nicht ganz so einfach. Das Anlegen in der Box in dem nicht so richtig windgeschützten Hafen wurde durch Stegnachbarn hilfreich unterstützt.
 Nach dem Einkaufen konnten wir beobachten, wie die Wellen gegen die Hafenmauer krachten und bis zu 5 Meter hoch spritzten. Das war nicht ohne Bewunderung und Respekt.
Das verdiente Abendessen, danach fiel ich spontan ins Suppenkoma.
Ein seltsam anmutendes Plakat der Alzheimer Vereinigung

11.08.2020

Ein Hafentag, Hurra. Unmittelbar nach dem ausgiebigen Frühstück konnte alles liegengebliebene mal angedacht werden. Es gab WLAN, die Kreditkarte konnte aufgeladen werden und der Blog aktualisiert werden. Das allein dauert ja schon. 
Hinterher folgte eine ausgedehnte Wanderung an den Klippen. Wir haben den Weg nicht als erste beschritten, er war schon gut ausgeschildert. Aber dennoch sind wir nicht vielen anderen begegnet. Der Weg führte direkt an der Klippe vorbei an Getreidefeldern, sehr edel gelegenen Privatanwesen, einem unterirdischen Relikt aus dem kalten Krieg und einer fast von der Klippe gestürzten Kirche. Insgesamt sind wir gut 13 km gegangen.
Klippenwanderung
Alter Kalkspeicher von innen
Ein schönes Auto vor dem Hafen
Die Klippen als Weltkulturerbe
Landwirtschaft
Die Kirche an der Klippe
Kirche von innen, die Tür führt direkt zur Klippe

12.08.2020

Heute wurden wir Zeugen eines Dramas. Auf dem Weg zur Waschmaschine im Hafen fiel mir ein Segelboot an der gegenüberliegenden Landzunge auf. Es hatte ungewöhnliche Schräglage, aber keine Segel gesetzt. Es war jedoch so weit weg, dass keine Einzelheiten erkennbar waren. Auf dem erneuten Weg zum Waschraum um die Wäsche aus dem Trockner zu holen, kamen plötzlich einige Feuerwehr Fahrzeuge unter Anderem mit einem Rettungsboot an uns vorbei. Dieses wurde dann schnell zu Wasser gelassen und entfernte sich zügig.
Als wir zur Mole gingen um den Vorgang zu beobachten, waren schon einige Schaulustige zur Stelle. Auf dem Wasser konnte man sehen, das sich das Rettungsboot dem von mir gesehenen Segler mit Schräglage näherte. Von Backbord näherten sich außerdem zwei Marineschiffe die sehr suchend aussahen. Die Gerüchte überschlugen sich. Es hieß aus dem Segelschiff sei jemand über Bord gegangen. Das Segelschiff lag bei genauerer Betrachtung auf Grund, was die Schräglage erklärte. Die Boote fuhren eine zeit lang umher, bis die Marineschiffe wieder wegfuhren. Man machte sich so seine Gedanken. Suche aufgegeben? Eigentlich nicht so schnell, also hofften wir mal das Beste.
Später wurde das havarierte Segelschiff ohne Crew fast an uns vorbei in den Hafen geschleppt. Wir waren neugierig und sind dann mal zu dem havarierten Schiff gegangen um es uns anzuschauen. Es sah soweit gut aus, die Stunden auf dem möglicherweise felsigen Untergrund haben auf dem ersten Blick keine nennenswerten Schäden angerichtet. Neben dem Boot stand ein älterer Herr der sich anschließend als der Eigner herausstellte. Er erzählte das er einen Maschinenschaden hatte und mit dem auflandigen Wind auf das felsige Flachwasser getrieben wurde. Zum Segelsetzen ist er nicht mehr gekommen. Er hat einen Notruf abgesetzt und sei von dem Rettungsboot geborgen worden. Später wurde dann sein Boot geborgen. Er war erstaunlich ruhig und wir haben ihn unsere Unterstützung in Form von Essen, Telefonate und Hilfe beim Boot angeboten. Er hat jedoch dankend abgelehnt.
Es war für mich dennoch gut zu sehen das bei einer Notsituation geholfen wird. Der Aufwand war nicht gering, allein an Feuerwehrleuten waren bestimmt 10 Personen im Einsatz, die auf den etwas größeren Marineschiffen nicht mitgezählt. Wir waren froh das das so glimpflich ausgegangen ist und haben dem Einhandsegler zu seiner Rettung gratuliert. Dieser war auch sichtlich erleichtert und wollte sich um sein Boot kümmern.
Das tat ich dann auch und stellte sowohl das Spiel der Ruderachse ein und zog die Speichen des Steuerrads wieder fest. Beides führte zu deutlich angenehmeren Ruderverhalten. Auch die üblichen Wartungsarbeiten wie Ölkontrolle, Bilgenkontrolle, Reinigung des Seewasserfilters, Keilriemenkontrolle usw. waren mal wieder dran. Irgendetwas ist ja immer.

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