Freitag, 31. Mai 2019

Kuressare nach Ruhnu

30.05.2019

Hier trennen sich vorerst einige Wege aus dem Geschwader. Einige haben Riga schon per Bus besucht und andere verzichten ganz auf den Weg in die Bucht. So sind nur zwei Schiffe Richtung Ruhnu aufgebrochen. Es ging wieder los durch die schmale Rinne.
Dann folgte noch eine Motorfahrt gegen den Wind bis nach der vorletzten Untiefetonne. Dann konnte endlich wieder gesegelt werden. Beide Segel hoch, den Motor endlich wieder aus und es ging mit zum Teil fast 7 Knoten gut voran. Ich habe die Zeit genutzt mich weiter mit meinem Autopiloten vertraut zu machen. Dieses mal habe ich mit der Windfahnensteuerung experimentiert. Dabei stellt man einen Winkel zum einfallenden Wind ein und der Autopilot hält den Winkel ein. Wenn der Wind dreht ändert sich dann natürlich auch der Kurs. Das ist schon eine feine Sache, konnte ich doch einen guten "Am Wind" Kurs einstellen und mit einer guten Segeleinstellung brauchte ich eine ganze Zeit lang nur zuschauen. Der Kurs schwankte dann bis zu 30 Grad, da ich aber kreuzen musste und schnell sein wollte war mir das recht.
Mit Segeln konnte ich immerhin 26 sm zurücklegen, dann schlief der Wind wieder ein und der Motor musste wieder an. Die Einfahrt nach Ruhnu war etwas problematisch da die Sonne mir direkt in die Augen schien und ich die Einfahrt erst sehr spät sehen konnte. Aber alles gut gegangen, am Steg hatte ich wieder helfende Hände von Andreas und einem freundlichen Hafenmeister. Nachdem alles gut vertäut war habe ich diesen dann auch gleich einen Besuch bereitet. Nach dem Formalitäten haben wir uns auf einen Biertausch geeinigt. Er bekam ein Heineken und ich ein estisches Bier.
 Abendlicht
SWIM hat Ruhe
Dieses habe ich als Anlegebier dann auf einen ersten Spaziergang zur Hafeneinfahrt genossen. Auf der Anfahrt zur Insel habe ich Hornhechte springen sehen und wollte nach einem geeigneten Angelplatz Ausschau halten. Aber die Einfahrt ist insgesamt sehr flach und sieht nicht sehr erfolgsversprechend aus. 
In dem Hafen wird auch eine Sauna angeboten. Die kostet allerdings stolze 20 € die Stunde. Da muss man schon eine kleine Gruppe zusammen haben damit der Preis stimmt. Die Preisgestaltung für Sauna scheint hier aber durchaus so üblich zu sein, das ist schon das zweite Mal das ich diesen sehe. Man setzt wahrscheinlich darauf das Sportbootfahrer gesellige Menschen sind.

31.05.2019

Ich hatte mir vorgenommen heute mal früh aufzustehen und bin dann auch schon um 8:15 Uhr hochgekommen. Heute gabs mal Müsli zum Frühstück. Anschließend habe ich meine Sachen gepackt und einen Spaziergang über die Insel gemacht. Sind schon ein lustiges Volk, diese Insulaner.
Kunst am Wegesrand
Die Häuser der Insel ziehen sich sehr lange an einer Strasse lang. Dafür das es eine doch ziemlich kleine Insel ist, habe ich sehr viele Autos gesehen. Es gibt laut Wikipedia 97 Einwohner,
gefühlt hat jeder mindestens ein Auto, ich habe auch mehrere Roller und sogar ein Motorrad gesehen. In Anbetracht dessen das es genau eine Strasse gibt finde ich das schon erstaunlich. Es gibt dann noch ein paar Nebenwege aus Sand und die sind nur sehr bedingt für Zweiräder geeignet.
Post und Einkaufsladen 
zwei Kirchen auf der Insel und beide in Betrieb
Auf dem Rückweg aus dem langen Dorf wollte ich mir noch den Strand anschauen. Dafür musste ich durch einen Wald gehen. Mittlerweile hat die Luftfeuchtigkeit sehr stark zugenommen. Das haben sämtliche stechenden Insekten zum Anlass genommen mich auf dem Weg zu piesacken. Es war mir nicht möglich stehen zu bleiben ohne das sich gleich Horden auf mich nieder ließen. Den Rückweg zum Hafen habe ich dann über den Strand gewählt, dort war es erheblich insektenfreier.
Badezuber am Strand, welch ein Ausblick
Leider unscharf, aber das sagt doch alles

Mittwoch, 29. Mai 2019

Ventspils nach Kuressare

28.05.2019

Am Morgen war es klar, dass ich den teuren Hafen nach vier Tagen verlasse. Als mögliche Ziele kamen Kuressare, Ruhnu und Roja in Betracht. Welches Ziel nun wirklich angesteuert wird, sollte sich im weiteren Verlauf nach dem Wind und Wetter entscheiden. Der Tag ging gut los, blauer Himmel mit Sonnenschein und guter Wind. Die Maschine konnte kurz nach dem Auslaufen wieder Ruhe geben und für einige Stunden konnte ich segeln. Da der Wetterbericht Regen vorhergesagt hatte, habe ich dieses mal meine Regenstiefel schon bei gutem Wetter angezogen. Wie oft stand ich nicht schon in triefend nassen Schuhen und hatte mich geärgert. Als der Zeitpunkt der Entscheidung nahte, war Kuressare das attraktivste Ziel. Der Wind drehte etwas und ich konnte noch ein wenig im Schmetterling segeln. Doch das war dann leider auch nach 1,5 Stunden vorbei und die Maschine musste wieder ran. Zwischenzeitlich hatte der schöne blaue Himmel sich in ein mit dem Wasser angepassten einheitlichen Grauton verwandelt. Der versprochene Regen kam dann auch bald. Ich war dann schon nach 8 Motor- und Regenstunden in der Nähe des Zielhafens. Die Anfahrt war spannend, da die Wassertiefe auf unter 6 Meter ging und eine Menge Steine rumlagen. Die Einfahrt selber war eine ca 2,5 km lange ausgebaggerte Rinne die ungefähr 1,9 bis 2,5 Meter tief ist und dabei vielleicht 10 Meter breit. An den Seiten war das Wasser laut Karte manchmal nur weinige Zentimeter tief, einige Möwen konnten auf den Steinen im Wasser stehen.
War schon aufregend, bin aber gut im Hafen angekommen. Dann kam es endlich: Mein erstes Einhand Mooringbojen Manöver. da hatte ich doch schon auf der Fahrt meinen neu erworbenen Bojenhaken mit ca 30 Meter Leine präpariert. Das Manöver hat gut geklappt, mit wurden allerdings auch die Vorleinen abgenommen. Von den 30 Metern brauchte ich dann ungefähr 2 Meter, aber das wird sicherlich auch mal anders sein.
 SWIM an der Mooringboje
So richtig ganz alleine wird es sicherlich noch mal spannender. Da ich an dem Tag ca 14 Stunden unterwegs war, belief sich das Restprogramm des Tages auf Essen und schlafen.

29.05.2019

Endlich mal wieder ausschlafen dachte ich mir und stelle den Wecker auf  07:30 Uhr. Ein kleiner Spaziergang in die Kachelabteilung und anschließend noch eben Brötchen kaufen, das war der Plan. Ich bin also durch die halbe Stadt gegangen und habe dann schon mal den Einkauf erledigt. Schön ist es hier, der lange Weg hat sich wirklich gelohnt. Die Arensburg habe ich mir für den Nachmittag gespart, das war beim Brötchen holen einfach nicht mehr drin. Nach einem guten Frühstück, Essen ist ja sehr wichtig habe ich noch die üblichen Dinge des Tages am Boot erledigt: Bilge kontrollieren, Ölstand überprüfen, und wiedermal Pfusch vom Vorbesitzer nachbessern. Nachdem im Geschwader die Diskussion geführt wurde ob auch im Baltikum im Diesel Bioanteile enthalten sind, habe ich meinen Tank mit einem guten Biozid gegen Dieselpest geschützt. Dann kam endlich die Burg die in Sichtweite des Hafens aufgebaut wurde. Auch hier in Estland ist ein große Aufbruchstimmung zu vernehmen. Der Hafenmeister hörte gar nicht auf mir Informationen über die Stand zu geben. Letztendlich bin ich mit einer Mappe aus dem Büro gekommen und ob des ehemals zu Deutschland gehörens, sind viele Broschüren auch auf deutsch. Es wird an vielen Ecken gebaut, gereinigt, geteert und aufgeräumt. Es liegt auch mal wieder nichts rum. Man sieht allerdings auch kaum Menschen die etwas wegschmeißen könnten, es wirkt manchmal etwas leer.
 Haus an der Burg

Die Arensburg
 Theater auf dem Burggelände
Windmühle auf dem Burggelände

Ich finde mehr und mehr Gefallen an Litfaßsäulen, die sind ziemlich aktuell hier.

Heute war einer der Tage an denen sich meine Gedanken um das nächste Essen, den nächste Hafen und wie komme ich wieder an mein Schiff drehten. Okay, und dann war da noch der langersehnte Heizlüfter den ich mir heute noch gekauft habe. Die Dieselheizung ist zwar praktisch, aber um damit zu heizen wenn ich eh Landstrom habe ist nicht zeitgemäß. Jetzt habe ich aber genug Elektrogeräte angeschafft, das sollte das letzte in diesem Urlaub sein. Wenn ich den Heizlüfter auch wegen der noch kommenden Hitzeperiode nicht benötige, meine Heimreise findet im Oktober statt und da kann es dann wieder empfindlich kalt werden.

Sonntag, 26. Mai 2019

Pavilosta nach Ventspils

24.05.2019

Am Morgen habe ich die Tanke gegenüber vom Hafen besucht. Diesel ist hier günstig, so habe ich für knapp 50 l nur 61 € bezahlt. Danach ging es dann auch gleich los. Diesmal blies der Wind mit knapp 1 Bft aus achterlicher Richtung. Ich habe zwar kurz das Segeln versucht, bin dann aber auch auf das Motoren umgestiegen. Dieses Hin- und her habe ich dann noch ein paar Mal mitgemacht. Immerhin konnte ich ca 8 sm mit dem Schmetterling segeln. Dann war ich jedoch so dermaßen von dem Geklappere der Segel durch den böigen Wind und dem Geschaukel genervt, das ich doch lieber ohne gesetzte Segel weiter gefahren bin. Wie das dann immer so ist, kam der Wind dann wieder, dann hatte ich mich jedoch schon entschieden ohne Windnutzung weiterzufahren. Seit Tagen ist das Meer voll von Blütenpollen. Ich habe noch nie so viele davon gesehen, zum Teil ist das Meer gelb von dem Zeug. Leider legt sich der Staub nicht nur auf das Meer sondern auch auf die SWIM. Das bedeutet ein paar mal mehr putzen, denn kleben tuts auch noch.
Im Hafen angekommen war ich zum ersten Mal mit dem Anlegen an einer Mooringboje konfrontiert. Das konnte ich diesmal noch umgehen, da ich an einem freundlichen Segler aus dem Geschwader ins Päckchen gehen konnte. Das anlegen an einer Mooringboje ist Einhand bei ca 4 Bft von der Seite auch nicht so einfach, aber ich konnte mir im Hafenkino anschauen wie es gemacht wird.

Gleich nach dem Anlegen und den Formalitäten beim Hafenmeister habe ich mein Fahrrad ausgeklappt und bin in die Stadt gefahren. Ich bin mal wieder hoch erfreut und auch erstaunt wie gut sich so ein Klapprad fahren lässt. In der Stadt war gerade ein Fest zu Ehren der Einwohner. Alle Einwohner werden gebeten aus ihren Häusern zu kommen und etwas vorzuführen. Davon haben viele Gebrauch gemacht und es gab viele Veranstaltungsorte hauptsächlich mit Musik. Am Olympia Center bin ich dann bei überwiegend Jazz Musik verweilt und habe mir mein erstes lettisches Bier vom Fass gegönnt. Da mir jedoch gegen 20:30 Uhr zu kalt wurde bin ich noch schnell einkaufen und zurück aufs Boot.
 Marktplatz mit Glockenspieluhr
 Olympia Center mit Springbrunnen: Fregatte Walfisch
Bühne mit Jazzmusikern

25.05.2019

Der Tag wird zum entspannen und zum planen genutzt. Ich war nur kurz in town und habe mich der Reinigung von SWIM und mir hingegeben. In der Gemeinschaft wird immer noch diskutiert ob sich Riga lohnt oder ab der Abstecher in die Bucht zuviel Zeit kostet. Das Wetter und der Wind sind derzeit etwas ungünstig und ich werde im Hafen abwettern müssen. Als näxtes Ziel könnte die Insel Ruhnu oder der Hafen Roja dienen. Wahrscheinlich werden die Bedingungen am Kap Kosta die Entscheidung herbeiführen. Einige Segler sind nun mit dem Bus nach Riga aufgebrochen, das ist auch noch eine Variante die in Frage kommen kann.
Heute noch mal zu Fuß einkaufen, man sieht ja unterschiedliche Dinge wenn man das zweite mal unterwegs ist und nicht mehr so auf die Strecke konzentriert ist. So habe ich dann auf dem Rückweg einen kleinen Einkaufsladen gefunden der direkt am Weg liegt und den ich schon zweimal übersehen habe. dafür das es am gestrigen Tag so etwas von voll auf den Strassen war, konnte heute kaum menschliches Dasein in der Stadt ausgemacht werden. Das war schon fast von gespenstischer Leere und Ruhe. 
 sehr schöner Anblick, wird aber derzeit nicht bewohnt

 Eine Einkaufsmöglichkeit, auf die Nutzung von Schaufenstern wird fast vollständig verzichtet. Das macht es schwer Geschäfte als solche zu erkennen.
Es sind tatsächlich schon 14,3 Grad :-)
Abends lecker essen gekocht, mit Vorspeise: Salat, Hauptgang: Nudeln mit lecker Sauce und einen Dessert: griechischer Jogurt mit Honig. Das war schon mal sehr gut.

26.05.2019

Weiterhin abwettern. Es herrschen 6 Bft im Hafen, da ist an segeln nicht zu denken.

Donnerstag, 23. Mai 2019

Liepaja nach Pavilosta

23.05.2019

Nach einem schönen Frühstück bin ich mit zwei anderen Booten aus dem Hafen gefahren. Schnell ließ wie üblich der Wind nach und blies nur noch sehr schwach. das war das Zeichen für die Skipper die ihren Gennaker dabei hatten. Beide fuhren mir so etwas von davon und waren nur noch am Horizont sehen. Hätte ich meinen doch mal nicht zu Hause gelassen, Schwachwindphasen soll es auch im Norden des bottnischen Meeresbusen geben. Ich hoffe das rächt sich nicht. Aber dann kam der Wind wieder und drehte sich mal wieder in falsche Richtung. Ich musste mich bemühen, um einen Wende zu vermeiden und nicht zu nah ans Land zu kommen "hart am Wind" zu segeln. Das klappte bis 2 sm vor dem Hafen ganz gut, dann war mir aber klar das ich den Zeitpunkt zum Reffen deutlich verpasst habe. Ich machte einen Sonnenschuss und holte anschließend die Segel rein. So kurz vor dem Hafen am Mast arbeiten sollte nicht meine letzte Beschäftigung sein. Also Motor an und ab in den Hafen. Dort sind viele Segler, die ich bereits auf meinem Törn kennengelernt habe, versammelt. Es ist schön, wenn man hier in der Fremde auf bekannte Gesichter stößt. Der Hafen selber ist okay, erwähnenswert ist mal wieder der Hafenmeister der ein perfektes Deutsch spricht. Er hat es in der Schule gelernt und den Rest hat er sich mit deutschen TV angeeignet. Respekt, ich habe noch nicht einmal einen Dialekt gehört oder andere Eigenarten. Wer weiss was man alles mit Derrik, Tatort aus der Schweiz, Heidi Klum und dem Bohlen so alles lernen kann.
Dann das kulinarische Highligtht der letzten Tage: Einladung zum grillen auf Abraxas mit Andreas und Inge. Das Essen auf dem segeljachttauglichen Grill war echt lecker und wurde noch mit köstlichen Salaten von Inge angereichert.

Klaipeda nach Liepaja

21.05.2019

Morgens um 09:00 Uhr gings los durch die handbedienbare Brücke. Die Überfahrt war an sich recht ereignislos. Schon bald nach der Hafenausfahrt ließ der Wind deutlich nach und die SWIM dümpelte so mit 2 Knoten dahin. Ich habe die Gelegenheit genutzt und meine Angel mal ins Wasser gehalten.  Das Ergebnis war überwältigend gering. Zum Glück kam dann auch bald der Wind wieder, drehte aber zunehmend in die Richtig in der ich wollte. Da der Tag noch jung war, es war inzwischen etwas nach Mittag, ließ ich mich auf das kreuzen ein. Zwei weitere Schiffe waren auf dem gleichen Kurs, wählten aber beide andere Strategien. Ich wollte mit "Höhe holen" dem Ziel näher kommen, ein anderer mit "Geschwindigkeit" und ein weiterer war sich nicht sicher was er wollte. Leider habe ich mich verzockt. Die andere Jacht war zwar größer, aber einfach so als letzer in den Hafen kommen wollte ich auch nicht. Die Strategie Geschwindigkeit war dieses mal besser, der andere hatte vor dem Hafen fast 2 sm Vorsprung. Die Hafeneinfahrt war wieder etwas spannender, da es wieder viel zu sehen gab. Wieder gab es einen Holzhafen den man schon am Geruch gut erkennen konnte. Dann kamen noch Schlepper, Fischer, Marineboote und was sich sonst noch in einem Hafen rumtreibt. Nicht zuletzt kam der ersehnte Jachthafen. Das waren nur zwei Schwimmstege und noch ein Stück Kaimauer an der ich dann mit der Hilfe des schnelleren Segler festmachte. Der Hafen sah wenig einladend aus, direkt neben mir war eine stark befahrene Brücke, das Gelände hatte keine Zugangskontrolle und sah auch nicht wirklich aus als müsste man dort länger als notwendig sein. Schnell das formelle mit dem Hafenmeister geklärt und dann gleich los zum Supermarkt um die Ecke. Das war wirklich ein Supermarkt wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe. Die Letten scheinen gut ausgestattet zu sein. Sogar meinen Dosenöffner konnte ich ersetzen, das war mir in keinem der letzten Häfen gelungen. Ich habe die frischen Vorräte wieder aufgefüllt und die Stadt fühlte sich immer besser an.
Beim Gespräch mit dem Hafenmeister kam wieder die Kameraüberwachung zur Sprache. Das ging schon ab Polen los, dass überall Kameras installiert waren. Einmal sogar in den Waschräumen. Das scheint in den Ländern viel Sicherheit zu vermitteln, wenn alles gefilmt wird. Mir ist bislang noch nichts passiert, könnte also für die Kameras sprechen. Allerdings, wenn etwas passiert kann ich mir das Geschehen anschauen, habe aber trotzdem den Schaden. Mich überzeugt das Konzept noch nicht, wer weiss wer sich alles die Filme anschaut und was die so filmen.

22.05.2019

Am Morgen war klar, ich bleibe den Tag noch in Liepaja. Der Reiseführer sagte zwar, fahre besser weiter, aber das Wetter war schön und ich hatte Lust mir eine Stadt in Lettland anzuschauen. Zum Glück, diese Stadt ist ein echter Zugewinn. Die Altstadt gut erhalten, eine große Markthalle die mit meterlangen Fleisch- und Fischtheken nicht geizte. 


Drumherum ein Blumen- und Gemüsemarkt. In einem Cafe habe ich mir bei einem Cafe Latte das treiben angeschaut und bereute meine Entscheidung nicht. So fühlt sich Urlaub an, so eine Entscheidung zu fällen und sich dann einfach etwas in der Stadt treiben lassen. Ich trieb dann weiter vor mich hin, als ich an eine breite Allee mit wunderschönen Villen gelangte. Viele im Jugendstil erbaut, viele in Holzbauweise und sehr viele wirklich gut erhalten. Reichtum gibt es auch hier. 






Nachdem ich die Allee in ihrer Länge bestaunt habe, kam ich an den Strand. In einer Strandbar, coole Jazzmusik im Hintergrund und ein regionales Bier dessen Namen ich weder erinnere noch hätte aussprechen können machten das Urlaubsfeeling vollkommen. Einige Wagemutige gingen in das ca 13 Grad kalte Wasser, viele sonnten sich einfach nur. 


Da fiel mir auf, wie sehr mir die Sonne doch in der letzten Zeit gefehlt hat. Den Nachmittag verbrachte ich auf dem Boot, ich muss meine geschundenen Handgelenke und Archillessehnen schonen. Ich bin derzeit an allen Extremitäten lädiert und benötige etwas Ruhe. Am Abend habe ich in geselliger Runde noch eine Flasche Wein mit Andreas und Inge getrunken, die mich auf ihr Boot eingeladen haben.

Sonntag, 19. Mai 2019

Hel nach Klaipeda

18. und 19.05.2019

Die Überfahrt ist 110 sm lang, da die 12,5 sm Zone Russlands respektiert werden sollte. Muss man nicht, soll aber dann mächtig Ärger geben. Um diesen sicher zu vermeiden, einigen wir uns auf 16 sm Abstand zur Küste.

Lange Diskussion am Morgen, Raus bei Nebel oder nicht. Die AIS Fraktion hatte etwas bessere Bedingungen als die ohne. Wir sind dann also mit 5 Schiffen raus. Das große setzte sich dann schnell ab, hatte es doch Radar und AIS an Bord. War aber gut für mich, so konnte ich immer auf meinem AIS sehen was schon erprobt war. Man konnte dann schon am Kurs, an der Geschwindigkeit und der Windrichtung ablesen ob bspw. die Segel gesetzt wurden. Die Überfahrt war leider voll gestopft mit Nebelbänken, Regen, dem einen oder anderen Gewitter in der Ferne und einem Sonnenuntergang und einem Aufgang. So blieb der Schlag recht spannend, so sah ich doch in einiger Entfernung eine unbeleuchtete große Tonne die nirgendwo verzeichnet war. Während ich die Entfernung auf ca 300 Meter schätzte, ist ein anderes Boot in ca 20 Meter Entfernung an einer solchen Tonne vorbei gefahren. Da wurde dann nicht soviel geschlafen, ein Kontakt mit einer solch großen Tonne sollte unbedingt vermieden werden.
Segel konnte wir zweimal etwas über ein Stunde, den Rest der 21,5 Stunden mussten wir leider motoren. Aber wir sind die ganze Nacht in Sichtweite gefahren, das vermittelt einem wenigstens das Gefühl das da jemand ist wenn mal etwas ist. Die 110 sm und die Nachtfahrt waren die längste Einhanderfahrung die ich gemacht habe und es war gut. Ich war fast die ganze Zeit wach, von wenigen Augenblicken abgesehen die ich im Stehen geschlafen habe. Allerdings bin ich bei den Einfahrten noch sehr mit dem Handling der SWIM beschäftigt, sodass keine Hand zum fotografieren frei bleibt.

Aber glücklich angekommen bin ich erstmal ins Koma gefallen, eine Nacht durchmachen kommt jetzt nicht mehr so häufig vor. Aber für einen kleinen Ausflug in die Altstadt zum Geld holen war noch drin.  Achja, es waren nach der doch recht nassen und ungemütlichen Nacht plötzlich 27 Grad in Klaipeda. Ich bin dann erstmal sofort verbrannt. Mein Gesicht verfärbte sich in kürzester Zeit nach Signalrot. Damit habe ich zum einen nicht gerechnet und zum anderen schon mal gar nicht darauf reagiert. Erst als es schon grenzwertig war, nämlich kurz nach dem Anlegen habe ich den Sonnenblocker angewendet. Erst dem Nachfrost nahe und dann Sonnenblocker.

Morgen geht es dann per Bus in die kurische Nehrung. Ich bin schon sehr gespannt. Und dann ist hier noch eine andere Zeitzone (UTC +3).

Das steht direkt am Hafen, das ist ein Festival. Aber hier soll es auch Clubs geben.

20.05.2019

Heute stand eine Busfahrt mit Andreas und Inge in die kurische Nehrung nach Nida an. Einen Euro für die Fährfahrt und 8 Euro für die Busfahrt. Wir sind erst viel durch den Wald und einige kleinere Ortschaften gefahren bis wir in Nida angekommen waren. zuerst natürlich der Gang zum Hafen. Dann haben wir uns einen ca 6 km langen Wanderweg ausgesucht der genau unsere Ziele enthält. Gestartet wurde mit einem Gang auf die Düne. Da stand dann an einem Aussichtspunkt ein Steinmonument das wir etwas später als Sonnenuhr erkannten.
Der Zeiger war imposante einige meter hoch und die Uhr zeigte die Uhrzeit in UTC an.
Dabei hatten wir Idee noch eine Abzweigung zu nehmen zu dem "Tal des Todes". da wurden dereinst an der pest verstorbene bestattet. Anschließend ging es auf die Ostseeseite der Nehrung an den Strand. Was für ein Anblick.
Das Wasser sah aus wie im Mittelmeer, nur das es ca 15 Grad kälter war. Die wenigen die sich darein trauten erzeugten Schreie die man am ganzen Strand hören konnte. Ich nahm auch meinen ganzen Mut zusammen und ging mit den Füßen rein.
War auch kalt, aber es ging nach einiger Zeit tatsächlich und kühlte angenehm die Füße ab.
Dann ging die Wanderung weiter und wir kamen an dem Sommerhaus von Thomas Mann an. Ein kleines Museum erläuterte das Schaffen und das Leben des Schriftstellers.
Blick aus dem Fenster wie ihn wohl auch der Thomas genossen hat.
Nun auch noch eine Meerjungfrau am Brunnen.
Und noch mehr Kunst.


Eine Skulptur, die einem Bild von Jean Paul Satre nachempfunden wurde.
Kurz vor dem :Liegeplatz haben wir den dann noch gesehen.

Danzig nach Hel


17.05.2019

Für die Überfahrt haben sich mehrere Schiffe zusammengefunden. Das war dann ja nun meine erste Einhandfahrt auf dem Törn. Ablegen hat gut geklappt, ohne helfende Hand bin ich in die Achterleine gefahren und konnte somit in aller Ruhe die Vorleine klarmachen und die Fender zum tanken vorbereiten. An der Tanke haben mich die freundlichen Tankwarte beim Anlegen unterstützt. Der Liter Diesel ohne Bio für 5,5 PLN, war ein guter Preis. Dann ab durch die lange Durchfahrt durch den Hafen, vorbei an allerlei Hafenkränen, großen Frachtern und Schleppern. Draußen auf der Danziger Bucht bin ich erstmal nur mit dem Vorsegel gesegelt. Ich musste erstmal ein Gefühl dafür bekommen nun alles alleine zu machen. Auch dem Autopilot waren noch einige wichtige Geheimnisse zu entlocken. Ging dann aber alles ganz einfach. Ein bisschen im Menü rumdrücken und schon kann man den Winkel zum Wind einstellen, bei 0 fährt er genau in den Wind, zum Segelsetzen und bergen ideal. Dann automatische Wende fahren, zwei Köpfe gleichzeitig drücken und schon fährt er ganz geschmeidig eine Wende in die gewünschte Richtung. Es bleibt genug Zeit die eine Vorschot los zuwerfen um dann die andere dicht-zuholen. Das ist echt praktisch zum Einhandsegeln. So fühlte ich mich schon bald immer sicherer was das Handling angeht. Hel ist gleich bei Danzig gegenüber, also nur ein kleiner Schlag. Im Hafen wollte die Achterleine nicht auf die Klampe am Steg, ich habe dann einfach mit der Unterstützung der Abraxas Crew in der Box gedreht.
Eigentlich war das nicht so geplant und war auch großes Hafenkino, das Ergebnis war aber gut.
Hel am Abend, ich denke am morgen ist es genauso trostlos.

Mittwoch, 15. Mai 2019

Wladyslawowo nach Danzig

13.05.2019

Nach dem Frühstück und einer kurzen Diskussion haben wir uns der Abraxas angeschlossen und wollen das Ziel Hel überspringen und Danzig anlaufen. Die Wettervorhersage verheißt nix Gutes und der Wind soll 6 und stärker werden. Die Sperrgebiete sind frei von Schießübungen. Die Überfahrt kommt nach einem kurzen Motoreinsatz gut ins Rollen. Bei achterlichen bis raumen Wind sind wir nur mit dem Vorsegel fast immer 6 Knoten schnell. Die Vorbeifahrt an der Halbinsel geht schnell voran und wird nur durch 2 Patrouillen von jeweils 4 Marine Schlauchbooten unterbrochen. Beim ersten Anblick der doch recht schnellen Boote mit jeweils 4 bis 6 vermummten Soldaten an Bord denken wir sofort an das Sperrgebiet. Dann halten die Boote auch noch direkt auf unserer Höhe und schauen uns mit Ferngläsern und oder Fotoapparaten an. Erst als sie freundlich winken und weiterfahren, nehmen sie auch unser kurzzeitig aufflammendes schlechtes Gewissen mit. Doch alles richtig gemacht.
Ab der Landspitze bei Hel kann man über die Danziger Bucht auch schon Danzig sehen. Da gilt es noch zwei Verkehrstrennungsgebiete zu umfahren und auf den Verkehr der wirklich großen Schiffe zu achten. Der Himmel bietet uns ein dramatisches Spektakel an Wolkenbildern mit Sonnenstrahlen.
Wir können bis an die Einfahrt zur Martwa Wista segeln und fahren die kommenden Seemeilen unter Maschine. Wir kommen an vielen Werften, Verladekränen und Terminals vorbei und es gibt viel Interessantes zu sehen. Beim Gegenverkehr eines großen Tankers mit vier Schleppern entschließe ich mich nicht auf Konfrontation zu gehen sondern mich rückwärts fahrend an die Seite in Deckung zu bringen. Ein Schlepperfahrer grüßt uns winkend und ich deute das als Anerkennung meines umsichtigen Verhaltens. Auch die Weiterfahrt ist spannend, ist der Weg doch etwas verwinkelt und auf Gegenverkehr will ja reagiert werden.

Die neue Fußgängerbrücke direkt vor der Marina Gdansk war offen und wir konnten direkt in die Marina einlaufen. Dort hat uns zu unserer Überraschung eine jungen Frau einen Liegeplatz zugewiesen. Hafenmeisterinnen habe ich ich bislang noch nicht erlebt und diese ist eine sehr nette. Ein perfektes Englisch und Antworten die keine Nachfragen benötigen, lassen uns schnell das formale abklären. Hier liegen wir nun wieder mit Abraxas an einem Steg und im Verlauf stellen wir auch fest, dass mehrere Boote sich auf einer Ostseerundreise befinden und als näxtes Ziel Klaipeda anlaufen wollen.
Hier endet nun der Törn mit Bernd. Ich habe mich sehr über das nähere Kennenlernen von Bernd gefreut und wir haben viele schöne und auch persönliche Momente erlebt. Nach einem schönen Spaziergang durch die Altstadt, einem höllischen Genuss von Pirogen Diabolo (mir stand der Schweiß auf der Stirn, und das nicht nur während des Essens) haben wir am Abend bei einem Whiskey unseren Törn noch mal Revue passieren lassen.

14.05.2019

Bernd ist mit seinem begehbaren Wandschrank von Bord gegangen um sich mit Beate zu treffen. Ich bin nun das erste mal alleine auf dem Törn und das fühlt sich erstmal etwas komisch an. Aber es gibt viel zu tun und ich mache einen Plan. Wäsche waschen, aufräumen, einkaufen und mein Keilriemen macht mir Sorge. Ich will mir auch noch einen Wasserkocher kaufen, denn Strom ist leichter zu bekommen als Gas. Dank an Abraxas für den Tipp! Also habe ich mit einen Media Markt rausgesucht und für etwas unter 10 Euro einen kleinen kompakten Wasserkocher erworben.
Am frühen Abend haben mich Bernd und Beate besucht und wir sich dann noch mal essen gegangen.

15.05.2019

Heute will ich einen Fußmarsch in die Vororte von Danzig unternehmen, um mir einen neues Keilriemen zu kaufen. Ein Ausblick auf weitere Ziele meines Törns habe ich dann in der Stadt gefunden.
Also der Spaziergang hat sich gelohnt, ich habe Gegenden gesehen in denen sich Touristen sicherlich recht selten sehen lassen. Trotz der freundlichen Hilfe einer Angestellten beim Tecnik Marine Servis konnte ich keinen neuen Keilriemen mein eigen nennen. Diesen gibt es in Polen nicht und der müsse erst in Belgien bestellt werden. Der Spaziergang war trotzdem schön und ich werde nun im Internet einen bestellen und mir mitbringen lassen.
 Schrankenwärterinnenhäuschen
 Tante Emma Laden
Kunst in einer Unterführung

16.05.2019

Nach einem guten Tipp des Nachbarbootes ging ich erneut zum MediaMarkt um eine Kochplatte zu erwerben. Versteckt in einem Regal ohne Aushang hieß es, genauso war es dann auch. Zwei verschiedene zum Preis von 19,9 und 20,0€. Ich habe mich dann für die althergebrachte entschieden, die moderne hatte eine Glaskochplatte, und die gehen auf deinem Boot gerne mal kaputt. Der unnütze Gasverbrauch wird also nun weiter reduziert.
Ein Besuch in der Markthalle füllte meine Vorratshaltung mit einigen polnischen Würsten.
Dann bekam ich auch schon die ersehnte SMS von Bernd.
Er hatte Karten für die Danziger Philharmonie zum Stückpreis von 50 PLN erstanden. Achte Reihe Mitte, besser geht es nicht.


Bernd und Beate holten mich um 18:00 Uhr ab und wir flanierten noch ein wenig im Foyer bevor die Veranstaltung losging. Die Plätze waren ein Traum, etwas neben dem Dirigenten und das zum Schluss vollständige Orchester von 70 Musikern sehr gut im Blick. So konnte man zu ziemlich jedes Instrument auch einem Musiker zuordnen, was mir als Schwerhörigen nicht leicht fällt. Dazu kommt das ganze Getue in einem Orchester: Dirigent kommt als Letzter, gibt nur der ersten Geige die Hand, bestimmt wer sich nach einen Stücker erheben darf um einen Applaus zu bekommen um dann nach jeden Stück zu verschwinden. Manchmal brachte er auch jemanden mit, besondere Musiker die bspw. ein Solo spielen durften. Der Dirigent sollte auf jeden Fall nach zurückgelegten Metern bezahlt werden. Aber er hat seine Sache gut gemacht, da er zum Teil Standing Ovations bekam (zwei sind aus dem halbleeren Saal aufgestanden). Uns hat es auf jeden Fall sehr gut gefallen und das war sicherlich mehr Wert als die 11,3 € Eintritt. Anschließend gingen wir zum Kontrast in einen angesagten Jazz Club: Bruderschaft. Sehr coole Musik, anfangs kein Jazz aber trotzdem gut. Das Bier schmeckte, hatte der trockene Konzertsaal doch eine trockne Kehle hinterlassen. Am Nachbartisch turtelte ein jungen Pärchen und plötzlich lag da eine Trompete neben dem jungen Mann. Die nahm er sich, ging auf die Bühne und spielte eine begnadeten Jazz. Leider war er nach kurzer Zeit müde und wollte sich auch von uns nicht überreden lassen weiterzuspielen.
Leider sieht man nicht soviel, ist aber ein sehr kleiner aber feiner Laden. Hinter der Treppe war noch ein kleines Gewölbe wo die Band tobte und ein erlauchtes Publikum sich niederließ. War schon zu voll, wir kamen nicht mehr rein und mussten an der Theke zuhören.
Wir haben dann einfach ohne Trompete Bier getrunken, war nicht so schön - ging aber auch. Dann nahte der Abschied, denn das war unser letzter gemeinsamer Abend. Schade, war eine schöne Zeit.
Das mit den Selfies klappt nicht, irgendwie gefallen mit die Bilder  nicht.